*1991 in Bielefeld
aufgewachsen in Dortmund
lebt und arbeitet in Düsseldorf
Vertreten durch die Galerie Petra Martinetz, Köln
2010-2017
Studium der freien Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tal R,
Christopher Williams und Johannes Paul Raether
Meisterschülerin von Christopher Williams
2023-2024 Professorin für Kunst und Kunstpädagogik an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg
2021-2024 ständiges Mitglied der Kunstkommission für Kunst im öffentlichen Raum und Kunst am Bau der Landeshauptstadt Düsseldorf
2018 Individuelle Künstlerförderung durch ECCE und das Land NRW
2021 Reclaim Award
2022
2023 Bronner Residency, Tel-Aviv Israel
2017
2018
2021
2023
2024
2017
2021
2022
2023
2024
Gruppenausstellungen
Am 05. Juni 1991 wurde ich in der Utopie Bielefelds geboren. Schon mit zwei Jahren gingen meine Eltern mit mir ins Exil nach Dortmund, wo ich vermeintlich unbeeindruckt von meiner neuen Heimat 2009 das Abitur absolvierte. Die frühe Entwurzelung trug ich in diesen Jahren stets mit mir, immer im Nicht-Ort zwischen den Fronten heimisch.
Mein Ziel schon in jungen Jahren vor Augen, begann ich 2010 im Alter von 19 Jahren mein Studium der freien Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf hoffend, dort in einer neuen Utopie der künstlerischen Gemeinschaft meine unausgesprochenen Verbündeten zu finden. Endlich an einem Ort ankommen, in dem man vollends aufgehen kann. 2011 folgte ich der Attitüde Tal Rs und erlernte die Freuden des improvisierten Exzesses und die lapidare, überbordende Ästhetik des Trash. Doch nach zwei Jahren musste ich feststellen, dass sich die Versprechungen der Auflösung des Selbst in der Gemeinschaft auch in der Kunstwelt nicht einlösten. Rivalitäten unter den Klassen, persönliche Intrigen und „Punks der Kunstwelt“ mit Hérmes Kappen und Prada Pullovern. Auch andere Ideale wurden enttäuscht und so mussten Ideen über den eigenen „Erfolg“ und eigene „Ziele“ neu verhandelt werden. In der Klasse von Tal R als Nicht-Malerin an meine Grenzen stoßend, brach ich dort 2013 meine Zelte ab und fand auf meiner Sinnsuche in der Klasse von Christopher Williams Asyl. Dort konnte ich mein ästhetisches Fundament mit dem Zement (Concrete) der Theorie festigen und ausbauen. 2014 stand ich dennoch vor der Frage, ob ich zerbrochen an meinen Ideen und Illusionen über meinen eingeschlagenen Lebensweg mein Studium abbrechen sollte. Das war der Moment, in dem ich an einem Samstag Nachmittag in Dortmund endlich meine Heimatstadt erkannte. An eben diesem Samstag Nachmittag am Hauptbahnhof in Dortmund stehend, zogen laute, stinkende, Menschenmassen an mir vorbei, jeder einzeln an sich eine Zumutung, unangenehm, peinlich und fragwürdig. In der Masse jedoch, verschwand die Person mit all ihren Unzulänglichkeiten. Alles ergab einen Sinn, einen Gemeinsinn. Das war der Moment an dem all mein Trotz und Neid und die angestaute Einsamkeit nach außen brachen und sich in einem Entschluss verhärteten: Das will ich auch – und ich werde es mir holen. Ich werde die Kunstakademie dazu zwingen, mir die Heimat und Gemeinschaft zu geben, die sie mir all die Jahre entsagt hat und ich werde sie dazu zwingen dabei ihrem eigenen Gestank, ihrem eigenen Lallen, ihrer eigenen Trunkenheit und ihrem eigenen Größenwahn ins Gesicht zu blicken. Von diesem Entschluss getrieben gründete ich 2014 also den EiskellerExport‘14 – Fußballteam der Kunstakademie Düsseldorf.
Es folgte der Abschluss, die Sehnsucht nach Gemeinschaft blieb, hatte sie sich doch immer noch nicht wirklich erfüllt beziehungsweise musste ich sie in dem Moment zurücklassen, als ich versuchte ihr ihr größtes Denkmal zu setzen. Wie also weiter machen? Fußball schien nicht die Antwort zu sein, die Akademie als Steilvorlage war passé.
Zum Glück hat auch das Rheinland seine Wege sich gemeinschaftlich zu betäuben und so stolperte ich eines schicksalhaften Abends in ein Schützenzelt, warf meinen Blick zum anderen Ende des Festzeltes und las: „Glaube, Sitte, Heimat.“ und ich wusste, ich hatte ein neues Gefäß gefunden, in das ich mein einsames Herz ausschütten konnte. 2018 gründete ich also meinen eigenen Schützenverein. Vielleicht würden ja Struktur und klare Regeln den erhofften Halt geben, den meine unruhige Seele suchte. Von Nationalismus und Aufmärschen hatte ich aus Dortmund allerdings schon genug, weswegen in dem Schützenwesen noch die Europäische Union als Arbeitsauftrag mit an die Hand gab – und schon waren Struktur und Ordnung wieder verloren und die Gemeinschaft einmal mehr eine bloße Behauptung, die all ihren Darsteller*innen enorme Ausdauer und Teamgeist abverlangt.
Doch der Glaube an das Gute bleibt, der Fußball verschwindet schließlich nicht aus den Herzen in die er einmal einen Treffer gelandet hat und so lebt die Hoffnung weiter, dass ich es jemals schaffen werde das darzustellen, was ich mir für mich selbst wünsche und was die Südtribüne jeden Samstag denjenigen entgegen ruft, die es hören müssen:
You‘ll never walk alone.